Mobilität

Aktive Mobilität, d. h. die Fortbewegung zu Fuß, per Fahrrad oder durch Nutzung des ÖPNV, ist ein wichtiger Bestandteil einer nachhaltigen Verkehrspolitik, da hier eine große Menge an Treibhausgasen eingespart werden kann. Außerdem hat sie positive Auswirkungen auf die Gesundheit und die Lebensqualität der Menschen. Allerdings nutzen laut Daten des statistischen Bundesamts (Destatis) aus 2020 68 % der Berufspendler das Auto auf dem Weg zur Arbeit (87).

Um die aktive Mobilität von Mitarbeitenden im betrieblichen Kontext zu stärken, können Unternehmen eine Vielzahl von Maßnahmen ergreifen.

Eine Möglichkeit, um die aktive Mobilität der Mitarbeitenden zu fördern, ist die Bereitstellung von Jobtickets. Die Kosten dafür können entweder vollständig übernommen, bezuschusst oder auch als Teil des Gehaltspakets verrechnet werden. Darüber hinaus können Jobticket-Programme flexibel ausgelegt sein, um den individuellen Bedürfnissen der Mitarbeitenden gerecht zu werden. Das kann die Möglichkeit umfassen, zwischen verschiedenen Ticketoptionen zu wählen (z. B. Monats-, Jahres- oder Streckenkarten) oder das Jobticket auf freiwilliger Basis zu nutzen.

Auch die generelle Förderung des Fahrradfahrens kann die aktive Mobilität unterstützen. Dabei sollten Anreize für Mitarbeitende geschaffen werden, um mit dem Fahrrad zur Arbeit zu kommen, z. B. durch die Bereitstellung von sicheren Fahrradabstellplätzen, Umkleideräumen und Duschen.

Eine andere Möglichkeit wäre ein betriebliches Fahrradleasing. Dabei wird den Mitarbeitenden der Erwerb von Fahrrädern über ein betriebliches Leasingmodell ermöglicht, das oft auch steuerliche Vorteile bietet. Das JobRad ist ein derartiges Konzept. Dabei wird ein Teil des Gehalts für einen Fahrradleasingvertrag verwendet (umgewandelt), wodurch das Fahrrad steuerlich begünstigt wird.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten die nachhaltige Mobilität durch (finanzielle) Anreize zu fördern. Beispielsweise können Mitarbeitende, die auf Flugreisen verzichten, zwei Urlaubstage extra erhalten. Oder es können Fahrradreparatur-Gutscheine verteilt werden. Hier sind den Möglichkeiten keine Grenzen gesetzt.

Steuerlich kann außerdem der Arbeitsweg mit dem Fahrrad/E-Bike mit 30 Cent pro Kilometer angerechnet werden. Die Art des Verkehrsmittels spielt bei der Pendlerpauschale keine Rolle.

Genauso wie bei den Praxismitarbeitenden kann auch die aktive Mobilität von Patienten und Patientinnen einen großen Beitrag leisten,  Treibhausgasemissionen zu reduzieren und gleichzeitig Klima und Gesundheit zu schützen. Wenn 10 % der Patientinnen und Patienten einer Hausarztpraxis für den Weg zur Praxis auf das Auto verzichten, können über 1.290 kg CO2e pro Jahr gespart werden (6099). Dies zu erreichen, erfordert allerdings eine gezielte Ansprache und möglicherweise die Bereitstellung von Anreizen sowie die Schaffung einer unterstützenden Umgebung.

Beispielsweise kann über die Vorteile aktiver Mobilität aufgeklärt werden z. B. gesundheitliche Vorteile wie die Förderung der körperlichen Fitness, die Reduzierung von Stress und das verringerte Risiko chronischer Krankheiten.

Besonders bei älteren Menschen kann körperliche Aktivität und damit auch aktive Mobilität den Erhalt eines selbstständigen und gesunden Lebens unterstützen.

Empfehlungen für alternative Transportmöglichkeiten, falls die Patientinnen und Patienten nicht zu Fuß gehen oder Rad fahren können, sollten gegeben werden. Zum Beispiel können Sie Hinweise auf entsprechende Haltestellen auf der Praxis-Webseite veröffentlichen.

Bieten Sie den Patientinnen und Patienten Informationen über sichere und barrierefreie Wege und Routen zur Hausarztpraxis an, einschließlich der Fußwege und Fahrradwege. Diese können Sie auch auf der Praxis-Webseite veröffentlichen. Außerdem sollte die Hausarztpraxis über ausreichend und evtl. geschützte Fahrradabstellplätze verfügen, um die aktive Mobilität der Patientinnen und Patienten zu unterstützen. Ein zusätzlicher Anreiz kann die Bereitstellung von Ladestationen/Steckdosen für E-Bikes sein.

Die Elektromobilität bietet eine Vielzahl von Vorteilen. Diese sind:

- Umweltfreundlichkeit (deutlich weniger oder gar keine schädlichen Emissionen, insbesondere wenn der Strom aus erneuerbaren Energiequellen stammt

- Kosteneinsparung (Elektrofahrzeuge haben niedrigere Betriebskosten im Vergleich zu herkömmlichen Verbrennungsfahrzeugen)

- Energieeffizienz (Elektrofahrzeuge sind in der Regel energieeffizienter als Verbrennungsfahrzeuge, da der Wirkungsgrad von Elektromotoren höher ist als der von Verbrennungsmotoren)

- Lärmminderung (Elektrofahrzeuge sind leiser als Verbrennungsfahrzeuge, insbesondere bei niedrigen Geschwindigkeiten)

- Staatliche Förderung (es gibt eine Vielzahl von staatlichen Programmen zur Förderung von Elektromobilität)

Für die Motivation der Patientinnen und Patienten, mittels Elektromobilität zur Praxis kommen, könnte die Bereitstellung einer Lade-Infrastruktur für E-Bikes/E-Autos sinnvoll sein.

Eine Förderung von nicht öffentlich zugänglichen Ladestationen kann ebenfalls über den Fördermittelcheck geprüft werden.

Eine weitere Möglichkeit, Emissionen zu sparen, besteht darin, für Hausbesuche klimafreundlichere Optionen zu verwenden. Die Benutzung von E-Bikes oder Lastenrädern ist besonders im städtischen Umfeld, in einem Radius von ca. 10 km, zu empfehlen. Das Material für Hausbesuche (Arztkoffer) kann mit (speziellen) Fahrradtaschen oder Rucksäcken transportiert werden.

Die Nutzung von Fahrgemeinschaften für den Arbeitsweg kann dazu beitragen, den Verkehr zu reduzieren. Bei Fahrgemeinschaften halbiert sich der CO2-Ausstoß pro Kopf. Es gibt inzwischen eine Vielfalt an Anbietern/Portalen, die Fahrten vermitteln (siehe Hilfreiche Links).

Die Etablierung von Mitfahrgelegenheiten für Patientinnen und Patienten sollte auch unterstützt werden.

Weitere Empfehlungen wären die Begrenzung auf ein Fahrzeug pro Praxis oder Car-Sharing mit anderen Praxen.

Ein nicht unerheblicher Teil der Treibhausgasemissionen in einer Arztpraxis wird durch Kurierdienstmobilität verursacht. Eine Studie von Nicolet et al. geht von ca. 10 % der Gesamtemissionen einer durchschnittlichen Hausarztpraxis aus (ohne die Einbeziehung von Medikamenten in die CO2-Bilanz).

Empfehlungen zur Überprüfung der Kurierdienste sind:

- Verzicht auf Notfallkuriere aus dem Labor

- Bündelung von Transporten, zum Beispiel nur einmal pro Tag Proben in das Labor bringen lassen

- Regionale Kurierdienste bevorzugen (lokale Anbieter haben oft eine bessere CO2-Bilanz durch optimierte Tourenplanung und den Einsatz von Elektrofahrzeugen)

- Auf umweltfreundliche Transportmittel bei den Kurierdiensten achten (Fahrräder, E-Bikes oder Elektrofahrzeuge)

Außerdem kann die Umstellung auf eine digitale Kommunikation mit den Laboren zusätzliche Fahrten einsparen.

Eine weitere Handlungsempfehlung ist der Besuch von Online-Kongressen oder -Fortbildungen.  Auch sollten Mitarbeitende (wo angebracht und umsetzbar) die Möglichkeit bekommen, Home-Office/Telearbeit zu nutzen.

Auch der Punkt der Videosprechstunden/Telemedizin muss genannt werden, wenn es darum geht, Patientenwege zu sparen. Darauf wird im Themenbereich Digitalisierung ausführlich eingegangen.

Der Besuch von Fortbildungen/Kongressen, die in Präsenz stattfinden, sollte mittels ÖPNV erfolgen. Auf Inlandsflüge bzw. innereuropäische Flüge sollte verzichtet werden.

Bei unvermeidbaren Flügen können diese durch CO2-Kompensation  ausgeglichen werden. Vertrauenswürdige Anbieter (Stiftung Warentest – Note sehr gut) finden sich unter Hilfreiche Links.

Die Förderung der aktiven Mobilität innerhalb des Praxisteams kann auch in betriebliche Gesundheitsprogramme oder Challenges integriert werden, z. B. durch die Organisation von Kilometer-Wettbewerben (Wer hat die meisten Kilometer des Arbeitsweges per Fuß oder Fahrrad zurückgelegt?). Die Messung kann z. B. über die Bereitstellung von Fitnesstrackern oder -uhren erfolgen.